Unsichtbare Gefahr

„Ich erbitte für Sie, für alle Kranken und Gefährdeten, für alle in der Krise Engagierten den Segen Gottes.“  Bedeutungsschwere Worte, gesprochen Mitte März 2020 von Bischof Heinrich Timmerevers. Kurz vor Ostern war das, nachzulesen auf der Internet-Seite des Bistums Dresden-Meißen.

Die Verkündigung des Kreuzestodes Jesu an Karfreitag, die Feier der Auferstehung in der Osternacht, der Gottesdienst am Ostermontag und das fröhliche Osterfrühstück  fielen im wahrsten Sinn des Wortes der Corona-Pandemie „zum Opfer“. Die Kirchen verschlossen ihre Pforten. Die sechs Geweihten unserer Koinonia waren faktisch eingesperrt, stellten auf „Online-Betrieb“ um, hielten über Internet Kontakt, spendeten trotz mancher technischer Tücken Ermutigung für viele,  die sie gelegentlich sicher selbst nötig gehabt hätten..

Ich besaß einen von meiner Chefin ausgestellten Passierschein und durfte mich ungehindert zum Einkaufen und zur Arbeit bewegen. Vorzeigen musste ich das Papier nie. Doch ich „missbrauchte“ es am 03. April 2020, um klammheimlich, ungesehen und mit unbändiger Freude Süßigkeiten samt Osterhasen auf dem menschenleeren Kirchhof zu deponieren – Ansteckungsgefahr gleich Null. Nach „erfolgreicher Mission“ und „unerwischt“ erging eine Whatsapp-Ansage an Pater Michael, bitte vor die Tür zu treten, weil jemand „Sachen auf dem Kirchengrundstück abgeladen“ habe und „ein Tier war angeblich auch dabei“. Kurze Zeit später konnten sich die Ãœberraschten an den Geschenken freuen.

Die Ende April 2020 deutschlandweit eingeführte Maskenpflicht galt bis vor kurzem für alle und jeden. Keiner weiß, ob sie nicht wieder verschärft wird. Weltweit gab es viele Tote, wie wir alle wissen, auch in unserer Gemeinde. Einschneidende Kontaktsperren wurden erlassen, Menschen aus ihrem Alltag gerissen, unzählige mussten in Beschäftigungslosigkeit ausharren. Kinder verloren den persönlichen Kontakt zu Erziehern, Lehrern und Freunden. Hygieneregeln überall.

Auch unsere Familie entschied sich schweren Herzens dagegen – wie seit mehr als 30 Jahren gewohnt – zu Weihnachtsbesuchen zu fahren. Erst hinterher stellte sich heraus, dass diese Entscheidung goldrichtig war: Am 30.12.2020 wurden drei Familienmitglieder positiv getestet. Statt am 04.01.21 zur Arbeit in meiner Dienststelle zu erscheinen, galt für mich Quarantäne. Erst nach dem 20.01.21 konnte ich meine Arbeit wieder aufnehmen. Ohne Komplikationen genasen wir – es gibt aber viele, die noch lange nach überstandener Krankheit mit den Folgen leben müssen.

Glücklicherweise entschärfte sich die Situation. Bald konnten wieder Präsenzgottesdienste stattfinden. Die bischöflichen Bestimmungen wurden mehrfach angepasst. Das Ausreichen der Hostie erfolgt auch jetzt nach Gebrauch eines Händedesinfektionsmittels. Der Gesang musste zeitweise komplett ausfallen. Endlich durften wir wieder zwei Lieder mit maximal zwei Strophen singen. Der Friedensgruß musste kontaktlos erfolgen.

Die Einhaltung der Abstände, der Hygieneregeln und das Tragen eines Mundschutzes  blieben teilweise bis jetzt erhalten. Voranmeldungen bzw. begrenzte Besucherzahlen sind weggefallen. Nur registriert werden die Gläubigen noch. Es ist möglich, dass die Gefahr trotz Genesungen und steigender Impfungen nicht gebannt ist. Schließen wir alle Kranken – ob Corona-Patienten oder nicht – in unsere Gebete ein.

 

Das Wort Corona entstammt dem Altgriechischen und bedeutet Krone. Die Außenhülle des Virus gleicht einer „nach außen gerichteten Krone“, lese ich auf der Seite der BVZ.at. Mich erinnert die Form an einen Massageball mit langen Noppen. Bekannt ist die Familie der Covid-Viren mit unterschiedlichsten Erregern seit Jahrzehnten. Dieser Virenfamilie entstammt das neuartige, für den Menschen gefährliche Virus, dessen korrekter Name SARS-CoV-2 lautet. (SARS-CoV-1 trat 2002/2003 auf – siehe focus-arztsuche.de). Covid 19 bedeutet abgekürzt Corona Virus Disease, sprich Corona-Virus-Erkrankung. Die 19 steht für das Jahr des Ausbruchs, berichtet die Seite SWR-Wissen. Ein Bezug auf die Heilige Corona, eigentlich die Schutzpatronin des Geldes, der Fleischer und der Schatzsucher, scheint nicht wirklich gegeben, auch wenn ihr in Zeiten von Seuchen eine besondere Rolle als Fürsprecherin zukommt. Vielleicht kann sie fürbittend helfen, unsere durcheinander gewirbelte Welt mit Gottes Hilfe wieder ins Gleichgewicht und unter seine Schöpfungsordnung zu bringen.

Wichtig dieser Tage ist die Frage nach der Impfung. „Müssen“ muss keiner. Ich ließ mich zweimal impfen, weil ich im Ausland keine Schwierigkeiten haben will, wenn ich einen Impfnachweis erbringen soll. Geschadet haben die „Piekse“ bislang weder mir noch meinem Mann noch meinen Töchtern.

Was lerne ich aus der Corona-Situation?

Gott hält seit Jahrtausenden die ganze Erde noch immer in seinen guten Händen – samt allen Keimen, Bakterien, Viren, jedweder Krankheit und vor allem ihrem Schmutz. Als Jesus in unserer Welt lebte, muss auch er reichlich damit behaftet gewesen sein. Er arbeitete, wanderte und lebte unter uns Menschen. Ein Immunsystem gab der Himmlische Vater jedem von uns zur Bewahrung unserer Gesundheit mit. Allein dieses System des menschlichen Körpers ist eine Klasse für sich neben all den anderen, z. B. dem Atmungs-, Nerven-, Verdauungs- und Fortpflanzungssystem.

Gott schuf uns Menschen zu seinem Bild – als Mann und als Frau. Darüber steht das wichtigste Gebot: das der Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten. Das Wort des Himmlischen Vaters besitzt für mich Aktualität und bietet Orientierung. Es hilft mir zu verstehen, mein Nächster war und ist und bleibt ein wunderbares und einzigartiges Geschöpf Gottes, genauso wie ich. Wir fungieren nur in der Nebensache als Keimschleuder.

Möge Gott uns im Namen Jesu und des Heiligen Geistes sowie aller Heiligen die Weisheit schenken, zwischen seinem Gebot und angebrachter Vorsicht zu unterscheiden.

Birgit Wannhoff

Corona-Jahre 2020/2021
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(update 10.12.24)